Funky Funghi

 

 

Die abgelegene Lage des Klassenzimmers wird zum Aussichtsturm – Lebensräume, Klimazonen, Ökosysteme transformieren sich. Die steigenden Temperaturen stellen für Pflanzen, Tiere und Menschen eine wachsende Gefahr dar und zerstören deren Lebensräume. Schnell adaptierende Pilzsysteme übernehmen schrittweise diese Leerstellen und verwandeln die Erde zu einem Planeten der Funghi.


Wie begegnen wir dieser veränderten Lebensform: Erforschen, Verspeisen, Abschotten, Anfeinden, Kommunizieren, Kooperieren.

Gabionen bekannt sowohl aus der militärischen Nutzung als auch der deutschen Vorgartenkultur fung(h)ieren als Schutz und Abschottung. Organismen verlassen das versteckte Pilzlabor und breiten sich im Klassenzimmer aus. Über transformierte Wellen lässt sich die Kommunikation des Pilzsystems belauschen. Erkundet diese Möglichkeiten – lasst uns mit ihnen kommunizieren!

 

 

 

 

 

Archive of the Unknown –

Baalbeck Studios Beirut

Teil des Composting Knowledge-Netzwerks auf der documenta fifteen

 

Lisabona Rahman | Archive of the Unknown

 Lisabona Rahman | Archive of the Unknown

 

Archive of the Unknown ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Studierenden der Lebanese Academy of Fine Arts in Beirut (Alba) und der Akademie der Bildenden Künste in München (AdBK) zusammen mit Joseph Rustom und Sandra Schäfer in Partnerschaft mit Umam Documentation & Research in Beirut. Wir sind in der glücklichen Lage, an den Archivierungsprozessen der Baalbeck Studios in Beirut teilzunehmen, einer Filmproduktionsfirma, die von 1962 bis 1994 tätig war und von immenser lokaler und internationaler Bedeutung war. Große Teile des Materials wurden im Jahr 2010 von der libanesischen Kulturorganisation UMAM vor der Zerstörung gerettet. Anhand des teilweise unzugänglichen Film-, Ton- und Papiermaterials sowie der Ruine des Gebäudes untersucht unser Projekt die Imaginationen, Resonanzen, Diffusionen, Erosionen, Kontaminationen und das Kompostieren von Material und Erinnerungen der Baalbeck Studios. Während der Jahresausstellung werden erste Rechercheergebnisse präsentiert. Ab dem 12. August werden in Kassel weitere Ergebnisse als eine bühnenartige Installation mit Klängen, Filmen und anderem Material gezeigt, die wir während unserer kollektiven Arbeitsprozesse gesammelt haben. Die Lebanese Academy of Fine Arts in Beirut und die Akademie der Bildenden Künste in München sind Teil des Composting Knowledge Netzwerkes der documenta fifteen.

 

Mit Georges Azzi, Mohamad Bzih, Paola Faddoul, Anne Gauger, Christina Georges, Benjamin Gerull, Kathrin Herold, Elias Khoury, Magdalena Kratzer, Lucia Ott, Joseph Rustom, Anja Schäfer, Sandra Schäfer, Karen Stephan und Manuela Unverdorben

 

https://documenta-fifteen.de/en/composting-knowledge/

https://www.alba.edu.lb/english/Homepage

https://klasseschaefer.com/

 

Mit finanzieller Unterstützung der documenta fifteen, des Goethe-Instituts Beirut, ALBA Beirut und dem Akademieverein München

 

 

 

 

Behausung

Anja Schäfer

 

Behausung, 2022

 

Raum: A.O2_56

 

Anja Schäfer

Klasse Sandra Schäfer

 

Behausung, 2022

220x140x140cm,

Holz, gewalzter Filz, Garn, Nägel, Krampen, Schrauben, Infrarot-Wärmelampe

 

Ich baue meine eigene Behausung,

 

Hütte,

 

Schuppen,

 

mein Zuhause.

 

Wie du immer gezimmert hast und ich ein wenig mithämmern durfte, auf Anweisung.

 

Ich kloppe die Nägel rein, drauf, krumm und zimmere es irgendwie zusammen, wie Papa.

 

Und dann nähe ich, wie Oma, wie Mama. „Das muss eine Frau können!“, das hat Oma immer gesagt, (...)

 

Meine Behausung, abgestimmt auf die Größe meines Körpers: Sie ist eine Andeutung an einen Ort der Ruhe, ein Zufluchtsort, ein Schutzraum und zugleich schwingt etwas Bedrohliches mit. Sie könnte zuklappen während ich darin liege.

 

 

 

IDEALFORM
Benjamin Gerull

 

Winkelzählprobe, Benjamin Gerull

 

Raum: E.O1.23

 

Plantagengröße variabel
Wuchshüllen (Polypropylen) 9x9x110cm
Holzwürfel (Douglasie) 9x9x9cm
Pigment-Inkjetprints 73,5x49cm


Nicht nur Kräfte oder Elemente wie Feuer formen neue Landschaften, sondern der
Mensch in direkter Absicht transformiert flächendeckend Naturlandschaft zu
Kulturlandschaft.


In industrieller Forstwirtschaft will er den Bedarf der Population decken und gleichzeitig
Profit durch Maximierung der Erträge generieren.


Monokulturen von Nadelhölzern sind das Mittel erster Wahl und die fatalen
Konsequenzen längst wissenschaftlich belegt. Bodenverödung, Verdichtung und Erosion.
Hinzu kommen sterbende Biodiversität, Schädlingsbefall, Sturmschäden und die
steigende Gefahr für Waldbrände.


Meine Aufmerksamkeit fällt dabei auf ein weiteres Prinzip.
Die Aneignung der Landschaften erfolgt auf sehr strukturierte Weise.
Ein orthogonales Raster aus Rückegassen, Transportwegen und Parzellen zieht sich durch
die gesamte Kulturlandschaft. Dieses ermöglicht die absolute Kontrolle über die Kultur
und Aufforstung, welche in Reihe und Glied gesetzt wird.


Die Jungpflanzung selbst erfolgt in zylindrischen Wuchshüllen, auf deren quadratischer
Grundfläche die Kultur schnell zum Licht rangt, und die der Dezimierung durch Wildtiere
vorbeugt.


Ein laborähnliches Arrangement greift die Serialität und das Raster der fragilen
Kulturlandschaft auf. In meiner eigenen Aufzucht, steht die Wuchshülle für einen Cocon,
fungiert wie eine Petrischale oder ein Reagenzglas, in der keine Jungpflanzen mehr
wachsen sonder sich spielerisch passgenaue Holzwürfe türmen.

 

Ich verstehe diese Arbeit als Persiflage.

Die Idealform hat sich in meiner dystopischen Vorstellung dem ausbeuterischen
Produktivitätsdenken des Athropzäns gefügt und wohlwollend angepasst.


Die markanten Jahresringe der Hirnholzwürfel erinnern den Baum als Lebensform.

Sie rufen ihn als offenes System, vernetzt und kommunikationsfähig ins Gedächtnis


Das Industrieprodukt „Die Wuchshülle“ hingegen mit dem Claim „intelligenter
Forstschutz“ steht für mich als Antagonist zu nachhaltiger Forstwirtschaft.


Auf der Website des Herstellers kann man zu Nachhaltigkeit lesen: „Unsere Hülle zerfällt
nicht, ist wiederverwend- und wiederverwertbar, hinterlässt keine Rückstände und trägt
somit zum Schutz der Umwelt bei.“

 

https://klasseschaefer.com/Benjamin-Gerull

www.benjamingerull.com